Die Verantwortung war mein erstes eigenständiges Thema in der Philosophie. Ich habe 2008 begonnen, mich mit Verantwortung im Denken Hannah Arendts zu befassen, was dann in meiner Masterarbeit mündete (publiziert einige Jahre später, 2016, im Archiv für Begriffsgeschichte). Die Verantwortung war auch Gegenstand meines ersten Buches (meiner Dissertation), das 2014 bei Springer VS erschienen ist: Verantwortung als Begriff, Fähigkeit, Aufgabe. Eine Drei-Ebenen-Analyse. Ich unternehme hier eine systematische, anwendungsbezogene Studie des Verantwortungskonzepts. Das Vorhaben verpflichtet sich zwei Zielen: Vor dem Hintergrund einer »Minimaldefinition« unseres traditionellen Verständnisses von Verantwortung entwickle ich ein Verfahren, das es erlaubt, jene Kontexte, in denen der Gebrauch des Terms »Verantwortung« angebracht ist, von solchen zu differenzieren, in denen das nicht der Fall ist. Weiterhin lote ich die Grenzen des konventionellen Verantwortungskonzepts angesichts aktueller, globaler und technologischer Entwicklungen aus. Mit diesem ersten Buch habe ich das Fundament für meine weitere Interessenlagerung als Philosophin gelegt. Hier entwerfe ich u.a. am Beispiel der Klima- und der politischen Verantwortung einen Ansatz, der den Anspruch erhebt, Verantwortung ganz praktisch in den genannten (und weiteren) Dimensionen menschlichen Zusammenlebens nutzbar zu machen.
Seitdem habe ich meine Auseinandersetzung mit dem Thema Verantwortung insbesondere auf die Technikphilosophie verlagert. Hier interessiert mich die Zuschreibung von Verantwortung in der Roboterethik, was auch Gegenstand meines dritten Buches, meiner Roboterethik (Suhrkamp 2019) war, sowie im Umgang mit Technik im Allgemeinen. Im Rahmen meines aktuellen, vierten, Buchprojekts arbeite ich an einem inklusiven Verständnis von Verantwortung, das es mir erlaubt, Verantwortung nicht mehr essenzialistisch einzelnen (menschlichen) Akteurys zuzuschreiben bzw. abzusprechen. Verantwortung im Rahmen einer inklusiven Ethik der Gefährtyschaft ist, so meine Idee, eine Eigenschaft gelingender Beziehungen und entsteht erst im Zusammenspiel menschlicher und nichtmenschlicher Wesen. Hier überschneidet sich mein Nachdenken über Verantwortung mit den Ansätzen anderer kritischer Posthumanistys wie etwa Donna Haraway, Karen Barad und Rosi Braidotti.
Responsibility was my first independent topic in philosophy. I began to study responsibility in Hannah Arendt’s thinking in 2008, which then resulted in my master’s thesis (published a few years later, in 2016, in the Archiv für Begriffsgeschichte). Responsibility was also the subject of my first book (my PhD thesis), published with Springer VS in 2014: Verantwortung als Begriff, Fähigkeit, Aufgabe. Eine Drei-Ebenen-Analyse. I undertake here a systematic, applied study of the concept of responsibility. The project is committed to two goals: Against the background of a »minimal definition« of our traditional understanding of responsibility, I develop a procedure that allows to differentiate those contexts in which the use of the term »responsibility« is appropriate from those in which it is not. Further, I explore the limits of the conventional concept of responsibility in light of current, global, and technological developments. With this first book, I have laid the foundation for my further bearings of interest as a philosopher. Here, using the example of climate and political responsibility, I develop an approach that claims to make responsibility useful in a very practical way in the aforementioned (and other) dimensions of human coexistence.
Since then, I have shifted my engagement with the topic of responsibility in particular to philosophy of technology. In technophilosophical contexts I am interested in the attribution of responsibility in robot ethics, which was also the subject of my third book, my Robot Ethics (Suhrkamp 2019), as well as in dealing with technology in general. In my current, fourth, book project, I am working on an inclusive understanding of responsibility that allows me to no longer essentialistically attribute or deny responsibility to individual (human) agents. Responsibility in the context of an inclusive ethics of companionship is, as I understand it, a property of successful relations and only arises in the interaction of human and nonhuman agents. Here my thinking about responsibility overlaps with the approaches of other critical posthumanists such as Donna Haraway, Karen Barad, and Rosi Braidotti.